Gebäudebegasung am Beispiel des Junker-Jonas-Schlössle
in Götzis/Österreich

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Aufbringen der Zeltplanen |
Am 04. Juli 2001 startete die Begasungsaktion
des Junker-Jonas-Schlössle in Götzis/Österreich zur Bekämpfung
des aktiven Insektenbefalls durch den Gewöhnlichen Nagekäfer. Speziell ausgebildete
Begasungstechniker der Binker Materialschutz benutzten für diese Zeltbegasung
mit Altarion®-Vikane®-Gas eine 30-Meter LKW-Arbeitsbühne. Staunend beobachteten
vorbeigehende Passanten wie die Begasungstechniker das Schlössle mit seinen ca.
3000 Kubikmeter Raumvolumen in farbenprächtige Begasungszelte nach "Christo-Manier"
verpackten.
Die Planungsphase
Im April 2001 erfolgte durch den Geschäftsführer der Binker Materialschutz,
Herrn Dr. rer. nat. Gerhard Binker, eine Objektbegehung des im Jahre 1584 erbauten
Schlössle mit dem zuständigen Architekten, Herrn Magister Hugo Purtscher.
"Während der Besichtigung stellten wir aktiven Befall durch den Gewöhnlichen
Nagekäfer an vielen Holzteilen der historischen Decken über dem Erd-, dem
1. und dem 2. Obergeschoß fest", erklärte Dr. Binker. Da wegen möglicher
Trocknungs- und Hitzeschäden an den historischen Holzkassettendecken ein Heißluftverfahren
aus denkmalpflegerischer Sicht ebensowenig in Frage kam wie eine Behandlung mit flüssigen
Kontaktinsektiziden, entschied man sich für eine Begasung unter Verwendung des
Begasungsmittels Altarion®-Vikane® (Wirkstoff: Sulfuryldifluorid), welches
seit 1993 bereits von Binker für Kunstgutbegasungen erfolgreich eingesetzt wird.

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Gesamtansicht

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Klammertechnik |
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Das Gas
Sulfuryldifluorid ist hochwirksam, farblos, nicht brennbar, geruchlos und ungefähr
3,5x schwerer als Luft. Durch den extrem niedrigen Siedepunkt von - 55 °C besteht
keine Gefahr der Kondensation an kalten Oberflächen und eine hohe Mobilität
der Gasmoleküle ist gewährleistet. Der Einsatz von Wärmetauschern ist
nicht notwendig. Sulfuryldifluorid wird in ca. 80 kg schweren Stahlflaschen verflüssigt
ausgeliefert mit einer Reinheit von über 99,9 %. Eventl. noch vorhandene Verunreinigungen
im Rohgas werden vor der Einleitung in den zu begasenden Raum über ein patentiertes
Filtersystem geleitet, so daß zur Begasung nur gereinigtes und säurefreies
Sulfurylfluorid-Gas zur Verfügung steht.
Chemische und Physikalische Daten von
Sulfuryldifluorid |
Chemische Formel |
SO2F2 |
Molmasse |
102,6 g/mol |
Handelsname |
Altarion®-Vikane® |
Brennbarkeit |
nicht brennbar |
Explosionsgrenzen |
keine |
Farbe |
farblos |
Geruch |
geruchlos |
Siedepunkt |
-55,2 °C |
Dampfdruck bei 25°C |
17,89 bar |
Dichte, Luft = 1 |
3,52 |
Wasserlöslichkeit bei 25°C |
praktisch nicht wasserlöslich |
MAK-Wert |
5 ppm |
Insektizide Wirkung auf |
Eier, Puppen, Larven und Käfer |
Wirkungsweise |
Unterbrechung des Glycosezyklus |
Fungizide Wirkung |
Aktivitätshemmung bei Aspergillus
flavus, A. niger und Penicillium sp. |
Die Technik
Für die Abdichtung gegen Gasverluste mußte
das gesamte Gebäude in Spezialfolien verpackt werden. Die einzelnen Zeltplanen
wurden eingerollt, gefalzt und mit Spezialklammern wind- und sturmfest geschlossen.
Die Abdichtung zum Boden hin erfolgte mit mehreren Lagen Sandschlangen. Im Inneren
des zu begasenden Objektes wurden Gasmessleitungen installiert, die ins Freie geführt
wurden, damit die Innenraumgaskonzentration vom Freien aus gemessen werden konnte.
Es wurden Ventilatoren zur gleichmäßigen Verteilung des Gases aufgestellt.
Die Gaseinleitung erfolgte von außerhalb des begasten Bereiches über Schlauchleitungen.
Nach der Eingasung wurde das Gebäude auf eventuelle Gasleckagen hin überprüft.
Die Begasung wurde meß- und sicherheitstechnisch über den Zeitraum der Einwirkung
von ca. 3 Tagen überwacht. Bei Beendigung der Begasung wurde das Gas mittels einer
Absauganlage kontrolliert abgesaugt. |